Der Weg zum modernen Bildungszentrum
Im Jahr 1907 wurde unter Trägerschaft des „Vereins für Volksheilstätten in Württemberg" eine Lungenheilstätte für Tuberkulosekranke, die Charlottenhöhe bei Calmbach errichtet. Am 25. Mai 1907 fand die feierliche Einweihung im Beisein von Königin Charlotte von Württemberg und König Wilhelm II statt.
Über die Aufnahmebestimmungen heißt es im 15. Rechenschaftsberichts des Jahres 1912/1913:
„Die vom „Verein für Volksheilstätten in Württemberg" gegründete Volksheilstätte Charlottenhöhe bei Calmbach im württembergischen Schwarzwald, 620m über Meereshöhe inmitten ausgedehnter Waldungen gelegen, soll weniger bemittelten Lungenkranken, deren Leiden Aussicht auf Heilung oder auf eine erhebliche und nachhaltige Besserung der Erwerbsfähigkeit bietet, in erster Linie solchen, die der Fürsorge der Versicherungsanstalt nicht teilhaftig werden können, die Durchführung einer billigen Heilstättenkur ermöglichen..."
Als dort 1920 Dr. Erwin Dorn die Leitung der Heilstätte übernahm, wurde die Idee entwickelt, neben der medizinischen Behandlung auch Arbeitstherapien für die langzeitkranken Patienten anzubieten. Da viele der Patienten nach Abschluss der Heilbehandlung in der Lage waren, auch auf Dauer wieder leichtere Arbeiten zu verrichten, setzte sich Dr. Dorn über lange Jahre dafür ein, besondere Arbeitsheilstätten zu gründen, die die speziellen Bedürfnisse der Tuberkulosekranken berücksichtigten.
1929 schreibt Dr. Dorn im 22. Rechenschaftsbericht: „Mehr und mehr dringt auch bei uns in Deutschland die Ansicht durch, für die ich mich seit Jahren einsetze, daß für die heilstättenentlassenen, teilweise arbeitsfähigen Tuberkulösen mehr als es bisher geschieht, gesorgt werden muß. Die Bedeutung der Arbeitstherapie in der Heilstätte selbst, oder, wie wir es planen, in einer gesonderten Arbeitsheilstätte zwingt sozial eingestellte Kreise mehr und mehr in ihren Bann. Die Notwendigkeit der Nachfürsorge wird auch bei uns mehr und mehr anerkannt, nur fehlen vorerst noch die Mittel und Wege dazu. Der in der Nähe der Charlottenhöhe geplante Bau einer solchen Arbeitsheilstätte wird infolge der heutigen Verhältnisse trotz vielfachen Verständnisses in den maßgebenden Kreisen nur schwer zur Tat werden."
Erst 1937 gelang es ihm nach langer Überzeugungsarbeit, bei dem damaligen Trägerverein den Erwerb zweier Anwesen „Auf dem Bühl" bei der Gemeinde Schömberg durchzusetzen. Der Erfolg dieser ersten Arbeitsheilstätte führte dazu, dass bald Erweiterungsmaßnahmen notwendig wurden.
1938 ist die Geburtsstunde der Arbeitsheilstätte „Auf dem Bühl", wo sich das heutige Berufsförderungswerk befindet.
Dr. Dorn schreibt in seinem 31. Rechenschaftsbericht von 1938:
„Wenn ich heute den ersten ärztlichen Bericht über die Arbeitsheilstätte „Auf dem Bühl" abgeben darf, so bin ich trotz der geringen Anzahl von Kranken, über die ich berichten werde, zufrieden und etwas stolz, weil es überhaupt möglich geworden ist, einen derartigen Bericht vorzulegen. Eine Pionierarbeit von 17 Jahren war notwendig, um alle die Bedenken und Zweifel zu beseitigen, die der Ausführung eines bestimmten Weges der Tuberkulosebekämpfung entgegenstanden, und um die, wenn auch vorerst nur spärlichen Mittel flüssig zu machen. Am 16. Mai 1938 nahmen wir die frühere Kurpension Waldeck in Schömberg mit dem neuen Namen „Arbeitsheilstätte auf dem Bühl" in Betrieb. Die zur Verfügung stehenden 24 Betten waren in wenigen Tagen, zumeist von der Heilstätte Charlottenhöhe aus, voll belegt."
1940 wurde eine weitere Arbeitsheilstätte für Frauen (Kurheim Schwarzwald) in Schömberg eröffnet.
1943 nahm man das Kurheim Schwarzenberg am Leipziger Platz in Betrieb.
10 Jahre später wurden die Gebäude „Auf dem Bühl" erneut erweitert. In großen Schritten ging es voran.
1957 wurden die Arbeitstherapien durch erste Umschulungsmaßnahmen abgelöst. Der erste kaufmännische Lehrgang fand in Schwarzenberg statt. Ein Jahr später kam ein Lehrgang für technische Zeichner hinzu und berufliche Rehabilitation war damit zur festen Einrichtung geworden.
Die Nachfrage nach Umschulungsplätzen stieg in kürzester Zeit stark an, so dass am 25. September 1964 das Berufsförderungswerk Schömberg als berufliches Rehabilitationszentrum mit 120 Plätzen eröffnet werden konnte. Die Berufe Bauzeichner, Technischer Zeichner, Feinmechaniker, Industriekaufmann und Bürogehilfe gehörten von nun an zum Ausbildungsangebot. Bereits nach kurzer Betriebszeit reichte die Kapazität wiederum nicht mehr aus.
Im April 1968 wurde daher eine Zweigstelle in Schwarzenberg mit 70 Internats- und Umschulungsplätzen in Betrieb genommen, die wenig später durch weitere 30 Plätze aufgestockt werden musste. Da die Lungenkrankheiten schließlich drastisch zurückgingen, nahm das Berufsförderungswerk Schömberg ab 1969 fast alle Behinderungsarten auf.
Mit weiter zunehmenden Anmeldezahlen, die dazu führten, dass die Aufnahmewartezeiten immer länger wurden, standen erneut Erweiterungsbauten an. Bis zum Oktober 1972 wurde weiter investiert, um die Ausbildungs- und Internatsplätze auf die gewünschte Zahl von 500 Plätzen aufzustocken. Damals hielt auch die Elektronik im Berufsförderungswerk Einzug. Die Berufe Funkelektroniker und Informationselektroniker wurden neu in das Ausbildungsprogramm aufgenommen. Im gleichen Jahr kam schließlich noch der Beruf des Güteprüfers hinzu, der nun als Facharbeiterberuf im Qualitätswesen anerkannt war.
1973 wurde das Sanatorium Charlottenhöhe geschlossen, da kein Bedarf mehr für diese Lungenklinik bestand. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten übernahm das Berufsförderungswerk die ehemalige Klinik, um dort Lehrgänge für Büropraktiker durchzuführen.
Im November 1974 startete das Berufsförderungswerk Schömberg bundesweit die erste Rehabilitationsmaßnahme zum Berufsbild Nachrichten- und Gerätemechaniker. Schließlich wurden neue Internatsgebäude errichtet und die Lehrwerkstätte für Metallberufe wurde erweitert, um den weiter gestiegenen Platzbedarf zu decken.
1982 kam im kaufmännischen Bereich der Ausbildungsgang des „Fachgehilfen in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen" hinzu und im Elektronikbereich wurden ab 1984 weitere Ausbildungslabors errichtet. Auch in den Jahren danach ist ständig weiter investiert worden.
Im September 1991 wurde ein neues Gebäude für die Unterbringung rechnerunterstützter CAD-Arbeitsplätze im Bereich der Technischen Zeichner, Fachrichtungen Hochbau und Maschinenbau errichtet.
Seit 1997 bilden wir auch in den IT-Berufen (Informationstechnologie) aus.
2004 feierte das Berufsförderungswerk sein 40-jähriges Bestehen.
2005 wurden zwei neue Wohngebäude in schöner Waldrandlage fertiggestellt.
Das bisherige Wohngebäude 1 (Hochhaus) wurde 2006 - 2007 rückgebaut und fügt sich nun harmonisch in das Gesamtbild ein.
In 2007 jährte sich die Eröffnung der Charlottenhöhe zum 100. Mal.
In 2008 sind es 70 Jahre, seit der Eröffnung der Arbeitsheilstätte „Auf dem Bühl".
2011 erfolgte die Einweihung des neuen Speisesaals und der Wirtschaftsräume/Küche.
2012 haben wir in Stuttgart-Weilimdorf unsere Geschäftsstelle mit rund 3.000 qm Fläche und 30 Reha-Angeboten eröffnet. Darüber hinaus sind wir aktiv in Reutlingen, Villingen-Schwenningen, Ulm und Aalen.
2014 feierten wir „50 Jahre BFW Schömberg" mit einem großen Tag der offenen Tür, zu dem sich rund 4.000 Menschen einladen ließen.
2016 erneuert das BFW das Blockheizkraftwerks und investiert weiter in eine ökologisch und ökonomisch zukunftsweisende Energieversorgung.
2017 wird das ehemalige Cafe Gohr Gebäude abgerissen. Das Trainings- und Therapiezentrum (TTZ) zieht deshalb ins Haupthaus. Im Zuge der freigewordenen Fläche werden E-Ladestationen installiert und der Fuhrpark mit Elektroautos erweitert.
Die ersten Ausbilderinnen und Ausbilder werden in 1,5 Jahren von der Evangelischen Hochschule zu Zertifizierten Experten für berufliche Reha (ZEBRA) weiterqualifiziert.
Seit 2018 bietet das BFW als erste Einrichtung in der Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten für Kommunal- und Landesverwaltung an.
2019 fällt die Entscheidung für einen neuen Standort der Geschäftsstelle Stuttgart. Im November findet der Spatenstich für einen Neubau in Renningen statt.
Nach 28 Jahren gibt es 2020 einen Wechsel in der Geschäftsführung: Jürgen Grünzinger übernimmt die Leitung von Klaus Krebs.
Im selben Jahr wird auch der Umbau des letzten Wohngebäudes auf Zimmer mit Nasszellenstandard fertiggestellt.
Im April 2021 zieht die Geschäftsstelle Stuttgart von Weilimdorf nach Renningen um.
In den vergangenen 6 Jahrzehnten haben weit mehr als 27.000 Menschen eine neue Berufs- und Lebensperspektive im Berufsförderungswerk Schömberg gewonnen.